Vielfalt in der Biologie
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie technische Angestellte und Verwaltungspersonal tragen gemeinsam aus unterschiedlichen Perspektiven zu mindestens einem, oft aber auch zu zwei oder drei Forschungsschwerpunkten des Fachbereichs bei. Die Lehre profitiert von den vielfältigen Forschungsaktivitäten, indem die Vermittlung fundierter Kenntnisse der Grundlagen der Biologie mit aktuellen Forschungsergebnissen verbunden werden.
So vielfältig unsere Forschungsschwerpunkte sind, so sind es auch die Menschen – daher leben wir eine bunte, lebendige und gedankenoffene Fachbereichskultur.
Denn entsprechend unseres Selbstverständnisses versteht sich der Fachbereich Biologie als wertschätzenden Ort der Diversität, Chancengleichheit und Inklusion. Das Jahr 2022 soll die Vielfalt am Fachbereich Biologie der Universität Hamburg sichtbar machen. Daher haben auch wir verschiedene Aktionen und Veranstaltungen über das Jahr verteilt geplant.
Auftakt war die Filmvorstellung "Picture a scientist - Frauen in der Wissenschaft" mit anschließender Podiumsdiskussion, die am 15. Juni 2022 am Institut für Pflanzenwissenschaften und Mikrobiologie stattgefunden hat.
Wir freuen uns auch auf Ihr Mitwirken, Ihr Feedback und Ihren Input. Dazu bieten wir im Laufe des Jahres verschiedene Formate an, über die wir Sie hier und in unserem Fachbereichs-Newsletter informieren wollen und werden.
Inhalt
Diversität in der Wissenschaft
Rückblick zur Veranstaltung vom 15. Juni 2022
Diversität und Chancengleichheit in der Wissenschaft
Im Rahmen der diesjährigen universitätsweiten Diversity-Tage fand unser erstes Angebot zur Gleichstellung am Fachbereich Biologie statt. Bei der Gelegenheit wollten wir allen Angehörigen am Fachbereich Biologie und weiteren Interessierten den Film "Picture a Scientist" zugänglich machen und im Anschluss an die Filmvorführung mit Ihnen diskutieren.
Die Veranstaltung fand im Carl-von-Linné Hörsaal im Institut für Pflanzenwissenschaften und Mikrobiologie statt, es bestand außerdem die Möglichkeit den Film zu streamen und an der Podiumsdikussion digital teilzunehmen.
Insgesamt rund 70 Teilnehmende haben vor Ort und an den Bildschirmen teilgenommen
Im Film berichten die Biologin Nancy Hopkins, die Chemikerin Raychelle Burks und die Geologin Jane Willenbring über ihre Erfahrungen, die sich so auch millionenfach im Alltagsgeschehen unserer Gesellschaft wiederfinden. Die Inszenierungen des gezeigten Films können durchaus hinterfragt werden, da sie teilweise nicht ausreichend sensibel mit der Thematik sexualisierter Gewalt umgehen und die weniger offensichtlichen Ungleichbehandlungen, die aber Ausgangspunkt jeder Diskriminierung sind und Alltag und Karrieren vieler Menschen bestimmen, gar nicht zur Sprache kommen. Dennoch wird deutlich, wie sehr auch der Wissenschaftsbetrieb weiterhin durch patriarchale Strukturen geprägt ist. Der Film diente somit als thematischer Bezug und ließ viel Raum für eine kritische Auseinandersetzung mit der Aufbereitung arbeitsalltäglicher Missstände.
Strukturelle Probleme von Gesellschaften, Organisationen, Institutionen und Gruppen insgesamt lassen sich natürlich nicht durch Veranstaltungen wie jene im Juni lösen. Aber im Fachbereich Biologie stehen wir für eine umfassende Gleichstellung unabhängig von Weltanschauung, Religion, Nationalität, Alter, körperlicher Voraussetzung, biologischem Geschlecht oder sexueller Orientierung und Identität. Wir wollen respektvoll und mit einer vorurteilsfreien Grundhaltung gegenüber verschiedenen Sicht- und Herangehensweisen miteinander umgehen - für eine bunte, lebendige und gedankenoffene Fachbereichskultur. Wo das noch nicht vollständig gelingt, wollen wir Fortschritte herbeiführen. Die Veranstaltungsmoderatorin Eileen Schwanold (Referentin Diversity des Exzellenzclusters „CUI: Advanced Imaging of Matter“) ist der Meinung, „dass jeder und jede Einzelne im Kleinen ganz viel bewegen kann, selbst wenn man sich im akademischen System häufig ausgeliefert fühlt und als wären einem die Hände gebunden in einem recht starren und hierarchischen System. Wenn man sich aber traut, in kleinen Dingen Vorbild zu sein und Diversitäts-Themen offen anzusprechen, dann kann man auf lange Sicht noch mehr Verbündete generieren und so zu einem nachhaltigen Kulturwandel beitragen.“
Plattformen zur Auseinandersetzung mit Diversität und Chancengleichheit in der Wissenschaft
Bild: UHH/Pain (v.l.n.r.: Cäcilia Plate, Eileen Schwanold, Jun.-Prof. Dr. Esther Diekhof, Prof. Dr. Baris Tursun)
Daher bot die Veranstaltung im Anschluss der Filmvorführung die Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen, die Menschen und, bezugnehmend auf den Film, insbesondere Frauen im Fachbereich Biologie machen und wie alle Mitarbeiter:innen von Maßnahmen profitieren können, die einen wertschätzenden Ort der Diversität, Chancengleichheit und Inklusion schaffen wollen. In der Diskussion mit Cäcilia Plate (Doktorandin, Molekulare Evolutionsbiologie), Jun.-Prof. Dr. Esther Diekhof (Abteilungsleiterin Neuroendokrinologie, Gleichstellungsbeauftragten im Institut für Zell- und Systembiologie der Tiere), Prof. Dr. Baris Tursun (Abteilungsleiter Molekulare Zellbiologie der Tiere), konnten einige Aspekte aufgegriffen werden, die konkrete Verbesserungsvorschläge hervorbrachten und einige, die zum Nachdenken anregten. Esther Diekhof „fand die Veranstaltung bewegend und gleichzeitig stimulierend. Sie hat Gedankengänge angestoßen und zur Selbstreflektion angeregt.“ Auch das Publikum vor Ort und jenes, das digital an der Veranstaltung teilnahm, warf Fragen auf, gab teilweise individuelle und doch auch vergleichbare Einsichten in geschlechts- oder kulturbezogene Herabsetzungen wie sexuelle Belästigungen oder Übergriffe und befruchtete so die Diskussion. Deutlich wurde aber auch, dass in vielen Bereichen das Selbstverständnis des Fachbereichs bereits gelebt wird und viele Menschen jederzeit offen sind, bestehende Missstände aufzuarbeiten und Lösungen zu entwickeln.
Diversität in der Wissenschaft
Diskriminierungsfreiheit
Auch wenn sich die Menschen im Fachbereich der Diskriminierungsfreiheit verschrieben haben, so kann es leider auch hier Verstöße Einzelner gegenüber diesen Grundsätzen geben. In diesen Fällen wollen wir Betroffene dazu ermutigen, das an geeigneter Stelle vorzutragen. Die betreffenden Personen direkt anzusprechen ist nicht immer einfach oder gar unmöglich. Daher stehen verschiedene Ansprechpartner:innen im Fachbereich sowie in der Präsidialverwaltung der UHH für ein vertrauensvolles Gespräch zur Verfügung.
Ist der Fachbereich Biologie ein wertschätzender Ort der Diversität, Chancengleichheit und Inklusion?
Das können nur seine Mitglieder beurteilen. Deshalb wollen wir es genau wissen und laden Sie ein, ein paar Fragen zu beantworten.
Umfrage zu Themen der Vielfalt
Weitere Angebote geplant!
Wie geht es weiter?
Die Vielfalt am Fachbereich Biologie der Universität Hamburg soll auch weiterhin sichtbar gemacht werden. Daher werden weitere Aktionen und Veranstaltungen über das Jahr verteilt geplant.
„Für die Zukunft wünsche ich mir“, so Esther Diekhof, „dass das Thema Diversität und Gleichstellung noch präsenter im Wissenschafts- und Lehrbetrieb wird“. Sie und auch Cäcilia Plate regen an, regelmäßig Formate anzubieten, welche Themen zu impliziten Biases, Ableismus und Diskriminierung behandeln. Für Diekhof sollte das bereits Thema von Lehrveranstaltungen im 1. Semester und Teil des Einstellungsprozesses sein. Darin ist sie sich mit Baris Tursun einig, der „mehr Diversität schon in Auswahlgremien und verpflichtende Aufklärung schon bei Vertragsunterzeichnung auf jeder Ebene der Einstellungen bezüglich Belästigung und Diskriminierung" fordert.
Aufruf zur Mitgliedschaft einer Arbeitsgruppe Diversität
Um systematisch und nachhaltig Maßnahmen zu sammeln, zu entwickeln und zu implementieren, will der Fachbereich Biologie eine institutsübergreifende Arbeitsgruppe einrichten, die sich mit den notwendigen Verbesserungen auseinandersetzt und diese in die Wege leitet. Die Arbeitsgruppe sollte möglichst aus wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen sowie technischen Angestellten und Verwaltungspersonal zusammengesetzt sein. Dazu sind alle Mitarbeiter:innen aufgefordert, sich im Laufe des Jahres zu melden, wenn sie daran mitwirken wollen. Bitte wenden Sie sich dazu per E-Mail an den Medienservice(medienservice.biologie"AT"uni-hamburg.de).
Trailer "PICTURE A SCIENTIST"
Triggerwarnung: In diesem Film geht es unter anderem um sexuelle Gewalt.
Über den Dokumentarfilm:
Im Dokumentarfilm PICTURE A SCIENTIST - Frauen in der Wissenschaft berichten die Biologin Nancy Hopkins, die Chemikerin Raychelle Burks und die Geologin Jane Willenbring über ihre Erfahrungen in der Wissenschaft. Entlang ihrer Geschichten liefern weitere namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Perspektiven, wie Wissenschaft vielfältiger, gerechter und offener für alle gestaltet werden kann.