Renaturierung degradierter Uferabschnitte an Seen der Holsteinischen Schweiz
Aquatische, von Phragmites australis dominierte Röhrichtbestände im Uferbereich von Stillgewässern übernehmen wichtige Ökosystemfunktionen, da sie (i) zahlreichen Fisch- und Vogelarten sowie Insekten einen Lebensraum bieten, (ii) einen wesentlichen Beitrag zur Nährstoffspeicherung leisten und (iii) zur Stabilisierung der Uferzone beitragen. An zahlreichen europäischen Gewässern ist seit den 1950er Jahren ein deutlicher Rückgang der Schilfröhrichte beobachtet worden. Als Ursachen für diesen häufig als Schilfsterben bezeichneten Röhrichtrückgang werden insbesondere direkte und indirekte Effekte der Eutrophierung, aber auch Faktoren wie Eingriffe in die Wasserstandsführung der Gewässer, mechanische Belastung durch Wind und Wellen, Herbivorie durch Wasservögel und Beschattung im Uferbereich diskutiert.
Im Rahmen des überwiegend von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), LEADER+ (EU) sowie dem Land Schleswig-Holstein geförderten Forschungsprojekts wurde der raum-zeitliche Verlauf des Rückgangs der aquatischen Röhrichte an sechs Gewässern der Holsteinischen Schweiz anhand von Luftbildern des Zeitraums 1950-2006 erfasst. Die Ergebnisse zeigen einen ausgeprägten Rückgang der röhrichtbestandenen Fläche von 64-98% seit 1950. Anhand einer GIS-basierten Auswertung sowie anhand experimenteller Ansätze wurden historische und aktuelle Ursachen des Schilfrückgangs analysiert. Im Uferbereich der Seen wurden in zweifaktoriellen Experimenten die Effekte des Fraßes durch Graugänse, der Beschattung durch Gehölze entlang der Ufer sowie der mechanischen Belastung durch Wellen quantifiziert.
In Abhängigkeit vom betrachteten Gewässer zeigen die Ergebnisse der Untersuchungen, dass aquatische Röhrichte in früheren Jahrzehnten und auch heute durch Herbivorie, Beschattung, mechanischer Belastung und auch durch die Landnutzung in ufernahmen Bereichen z.T. signifikant negativ beeinflusst wurden. Anhand einer ergänzend durchgeführten vergleichenden Studie an Gewässern mit unterschiedlichem hydrologischen Regime konnte ein signifikant negativer Effekt von verminderten Wasserstandsschwankungen im Jahresverlauf auf die Biomasseproduktion und Struktur von Phragmites-Beständen belegt werden.
Anhand der Ergebnisse wurde Handlungsleitfadens zum Schutz und zur Entwicklung aquatischer Röhrichte an Stillgewäsern der norddeutschenTiefebene erstellt.
- Duration: 09.2005 - 05.2010
- Project lead: Prof. Dr. Kai Jensen
- Sponsor: Deutschen Bundesstiftung Umwelt, LEADER+ (EU), Land Schleswig-Holstein