Der passende Rahmen
Nachhaltigkeit im Ausstellungsmanagement
Jutta Krüger, 08.03.2022
Den Keller aufräumen - viele haben das in den letzten Monaten getan. Den Museumskeller aufräumen – das stand, außer bei mir, wohl nur bei sehr wenigen auf dem Zettel. Dort ruhen all die Dinge, die wir ständig für Workshops und die Lehre nutzen. Plus alles, was über die Jahre bei der Gestaltung der Sonderausstellungen dazugekommen ist. Vieles dafür haben wir so angeschafft, dass wir es wie ein Baukastensystem in immer neuen Kombinationen nutzen können. Zum Beispiel Bilderrahmen in verschiedenen Größen.
2014 brauchten wir für die Sonderausstellung „PhytoArtis - Begegnung mit heilenden Pflanzen“ kleine, unlackierte Wechselrahmen aus hellem Holz. Für die großformatigen Bilder sollte es eine besondere Art der Rahmen sein: Schattenfugenrahmen. Das Wort hatte ich bis dahin noch nicht gehört. Ja, mit jeder Sonderausstellung lerne ich dazu.
Da wir uns im Sinne von Loki Schmidt dem Naturschutz verpflichtet fühlen, wollten wir kein x-beliebiges Holz. Die Illustratorin, Stephanie Böhm, wünschte sich für ihr Farbkonzept ein möglichst gleichmäßig helles Holz. Gleichmäßig, das heißt keine deutliche Maserung durch die unterschiedliche Färbung der Jahresringe. Kiefer hatte sich damit disqualifiziert. Linde, Birke, Ahorn waren mögliche Kandidaten, aber leider in dem Angebot für Schattenfugenrahmen nicht zu finden. Unser finanzieller Rahmen gab eine Anfertigung beim Tischler um die Ecke nicht her. Davon nicht entmutigt, wurde unermüdlich weitergesucht.
Abachi, das African Whitewood (Triplochiton scleroxylon K.Schum.), war ein möglicher Kandidat. Durch das gleichmäßige Klima in den Tropen hat Holz von dort keine Jahresringe und kaum Maserung. Aber: ein Tropenholz ohne gesicherte Herkunft schlossen wir aus. Gar nicht so einfach, wenn bei den Anbietern häufig keine Angaben zu den Hölzern zu finden sind und Nachfragen kaum mehr ergaben. Am Ende stießen wir auf das nicht tropische American Whitewood. Auch das hatte ich noch nie gehört. Mmh, auf Deutsch Tulpenbaum… Magnolie? Beim lateinischen Namen klingelte es dann in meinem Hinterkopf: Liriodendron tulipifera L. Klar, das ist doch der Baum mit den hübschen Blättern – fast wie Ahorn oder Platane, bei dem die mittlere Spitze fehlt – unten am Teich im Botanischen Garten. Alle mal mitkommen und angucken!
Der Tulpenbaum ist ein perfekter Parkbaum, schnellwüchsig, geradstämmig und mit einer anmutigen Krone. Die Blätter leuchten im Herbst golden und bilden einen guten Kompost. Im Frühjahr schmückt er sich mit den namensgebenden tulpenähnlichen Blüten. Im Herbst knabbern Eichhörnchen die Früchte. Wer bei „Tulpenbaum“, wie ich, zuerst an die Magnolie dachte, liegt gar nicht so weit daneben. Denn er gehört zur selben Familie, den Magnoliengewächsen. Seine Heimat ist das östliche Nordamerika, von den Ufern der großen Seen im Norden bis zur Küste des Golfes von Mexico im Süden.
Wenn ihr den Tulpenbaum im Loki-Schmidt-Garten besuchen möchtet, findet ihr ihn ganz einfach. Ihr geht vom Eingang in Richtung Museum über die Brücke, dann rechts auf dem Hauptweg immer am Wasser entlang. Am westlichen Ufer des Sees (bei den Päonien-Beeten) stehen zwei Vertreter von Liriodendron tulipifera L.
So. Nun beende ich mal die gedankliche Zeitreise, packe alle zusammengesuchten Rahmen schön in einen Schrank und mache weiter im Text, äh, mit dem Kelleraufräumen.
Informationen rund um die Ausstellung „PhytoArtis“ findet ihr übrigens in unserem Archiv der Sonderausstellungen.