Viktoria Unger

An Küsten wirkt sich der Klimawandel vor allem durch einen steigenden Meeresspiegel und eine Zunahme von Stürmen aus. In der Vergangenheit konnten sich viele Salzmarschen dem gestiegenen Meeresspiegel anpassen, da eine erhöhte Überflutungshäufigkeit auch den Sedimenteintrag und das Aufwachsen der Marsch erhöht. Doch auch weitere externe Faktoren wie die Sedimentfracht und interne Faktoren wie die Höhe der Marsch beeinflussen die Sedimentdynamik in Salzmarschen. Eine genaue Kenntnis dieser Faktoren ermöglicht es mit Hilfe von Modellen die Sedimentdepositions- und Akkretionsraten für verschiedene Klimawandelszenarien zu berechnen. Dies tun wir für die Salzmarschen der Küste Schleswig Holsteins im Projekt WAMM (WAdden Sea Morphodynamic Marsh models). Hier wollen wir außerdem herausfinden, wie die Vegetation in Wechselwirkung mit der Wasserströmung, räumliche Sedimentdepositionsmuster beeinflusst. In Zukunft planen wir außerdem den Einfluss von Stürmen und einer Temperaturerhöhung auf die Salzmarsch zu untersuchen.

Mit der Einrichtung der Wattenmeer Nationalparke in Deutschland wurde in vielen Gebieten auch die Beweidung mit Schafen oder Kühen eingestellt. Wir untersuchen im Projekt INTERFACE (Interaction of fish, plants, carbon & sediment) wie sich diese Managementänderung auf die Vegetation, die Sedimentdynamik und Kohlenstoffkreisläufe in Salzmarschen des Nationalparks schleswig-holsteinisches Wattenmeer auswirken.

Wir untersuchen außerdem die Frage, ob die Beweidung der Salzmarschen Auswirkungen auf die Sedimentdeposition und Aufwuchsrate der Marschen auf Halligen hat. Für das Mitwachsen der Halligen mit dem Meeresspiegelanstieg ist es jedoch essentiell herauszufinden, ob und wo sich Beweidung positiv oder negativ auf die Sedimentdeposition und Akkretion auswirkt. Die Untersuchung findet im Rahmen des WWF Projekts „Pilotmaßnahmen zur Klimaanpassung mit Kommunen in der Schleswig-holsteinischen Wattenmeer Region (PiKKoWatt)" statt.

Zu den Ökosystemfunktionen der Salzmarschen gehört zum Beispiel der Kohlenstoffkreislauf. Im Projekt INTERFACE (Interaction of fish, plants, carbon & sediment) untersuchen wir ob der Kohlenstoff in den Böden der Salzmarschen vor allem aus marinen oder terrestrischen Quellen (Marschpflanzen) stammt und welche Abbauprozesse ablaufen. Dies ist wichtig, da es sich bei der Speicherung des Kohlenstoffs im Boden um eine Ökosystemdienstleistung der Salzmarschen handelt. Des Weitern untersuchen wir auch, inwieweit die Salzmarsch eine Rolle als Nahrungsquelle für Fische spielt, welche die Marschpriele nutzen. Außerdem wollen wir die Frage beantworten, wie sich die Landnutzungsänderung auf diese Ökosystemfunktionen und Ökosystemleistungen auswirkt.