Offene Themen und Leitfaden
Leitfaden für Abschlussarbeiten
Leitfaden für eine Abschlussarbeit in der Angewandten Pflanzenökologie
Erstes Gespräch. Man vereinbare einen Gesprächstermin, zu dem man gerne schon eigene Ideen für Themen mitbringen darf, aber nicht muss.
Themenauswahl. Wichtig ist lebhaftes Interesse. Je mehr man für das ausgewählte Thema brennt, desto höher ist die Frustrationstoleranz und seelische Abfederung von Rückschlägen jeglicher Art, denn man lässt sich von der Überzeugung der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns nicht so leicht abbringen.
Vorbereitungsphase. Man frage sich,
1. welche Zusammenhänge und Fakten man für die Bearbeitung des Themas verstehen muss;
2. was man davon wirklich mit seinen Gedanken durchdrungen hat;
3. wo eigene Verständnis- und Kenntnislücken liegen; und
4. mit welchen konkreten Fragen sich diese Lücken umreißen lassen.
Auf Grundlage dieser Fragen wird das zweite Gespräch mit dem Betreuer gesucht und geeignete Literatur gesichtet.
Gegenseitige Zusage. Sobald das Betreuungsverhältnis feststeht:
- Erklärungsbogen und evtl. Schlüsselantrag bei Claudia Mählmann (Raum 2.152; 42816 575) erfragen und unterschreiben.
- Eintrag in den E-Mailverteiler der AG: Mail an christoph.reisdorff"AT"uni-hamburg.de
- Regelmäßig an den AG-Seminaren teilnehmen (Mi 12:45 in Rm E.303).
- Aktuelle Version der „Sicherheitshinweise von A bis Z“ des BZF durchlesen (Exemplar oder PDF erfragen).
Eintrittsphase/Exposee. Ist das Thema mit dem Betreuer eingegrenzt, formuliert man in einem Exposee auf 2-3 Seiten einen Text, der folgende Fragen beantwortet: Was ist das Themenfeld? Was ist dort der wissenschaftliche Kenntnisstand? Welche Fragen sind offen? Was ist meine genaue Fragestellung und/oder Arbeitshypothese? Mit welchen Methoden und experimentellen Ansätzen will ich mich der Fragestellung nähern bzw. die Hypothese verifizieren oder falsifizieren? Welche Ergebnislagen sind möglich?
In dieser Phase wird auch in Fachliteraturdatenbanken (über Stabi-Portal) recherchiert, z.B.:
web of science, http://emedien.sub.uni-hamburg.de/han/WebOfKnowledge/apps.webofknowledge.com .
Bestandteil des Exposees ist ein Zeitplan (s.u.), mit dem das Vorhaben in den zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen eingepasst wird.
Zeitplan. Die einzelnen Phasen einer Arbeit werden anhand eines tabellarischen Wochenschemas geplant (s. Tab. 1). Orientierung für den Zeitaufwand: Einstiegs-Recherchen + Exposee ~20% (Fallstudie). Experimentalphase (inkl. Vorbereitung) ~50%. Schreiben mit vertiefenden Recherchen ~40%. Der Zeitplan endet 1 Woche vor dem geplanten Abgabetermin.
Empfehlung für das Zeitmanagement: Arbeitsetappen mit Puffer planen. Einen Tag in der Woche von allen Verpflichtungen frei halten und sich vom Aufwachen bis zum Einschlafen anderen Dingen widmen. Droht das Gefühl der Überlastung oder Überforderung, des Zeitmangels oder der fruchtlosen Mühsal, dann ohne Umschweife das Gespräch mit dem Betreuer suchen.
Tab. 1: Beispiel für einen Arbeitsplan
Anmeldung der Arbeit im zuständigen Studienbüro. Die Arbeit wird offiziell im Studienbüro angemeldet. Informationen und Formulare gibt es dort (LehramtskandidatInnen wenden sich ans ZPLA).
Planung des Experimentes. Es wird ein Experimentaldesign entwickelt, durch das im Vorfelde bereits gesichert ist, dass sich die Ergebnisse statistisch bewerten lassen (Behandlungsvarianten, Kontrollen, Replikate, Messwiederholungen, statistische Auswertemethoden etc.).
Es ist zu klären, ob zum Zeitpunkt des geplanten Experimentes geeignetes Untersuchungsmaterial zur Verfügung steht (Gewächshausanzuchten, Freilandmaterial, eigene Sammlung?) und ob Räume und Geräte für den Untersuchungszeitraum reserviert werden können.
Kommunikation. Der Betreuer sollte zu jeder Zeit über den aktuellen Stand der Arbeit, Erfolge, Misserfolge, Probleme und deren Lösungen ausreichend informiert sein. Bitte Gesprächstermine vereinbaren oder einfach mal zwischendurch ansprechen.
Vorstellungsvortrag. Im Rahmen eines AG-Seminars stellt man in einem 15-20 minütigen Powerpoint-Vortrag die Fragestellung und Hypothesen, das Experimentaldesign und die Methoden sowie mögliche Ergebnislagen vor. Diese Vorstellung dient nicht der Bewertung, sondern der Integration des/der Kandidaten/Kandidatin und ihres/seines Themas in die AG.
Experimentalphase. Die Bedienung und Funktionsweise der genutzten Geräte wird unter Anleitung erlernt. In Vorversuchen wird die Handhabung eingeübt und die zeitliche Realisierbarkeit des Experimentaldesigns überprüft. Tauchen während der Experimentalphase Probleme auf, ohne Scheu Rat suchen.
Man führt ein Labor- bzw. Feldjournal (Heft oder Kladde, keine losen Blätter oder College-Block), in dem äußere Umstände, Geräteeinstellungen, Ergebnisse und relevante Beobachtungen dokumentiert werden.
Schreibphase. Es hat sich bewährt, sich einige Attribute für den entstehenden wissenschaftlichen Text als Ziel zu setzen:
- Strukturiert: Gliederung mit maximal 3 Ebenen (Kapitel 1.1.1) entwerfen. Unterkapitel (innerlich oder bei der Konzeption) mit der Frage einleiten, was der folgende Textabschnitt klären soll.
- Verständlich: Möglichst eine Aussage - ein Satz! Die Aussage eines Satzes muss für sich verständlich sein. Vermeintlich wissenschaftliche Formulierungs-Stelzen vermeiden. Nebensatzkonstruktionen übersichtlich halten.
- Exakt: Auf hinreichende und korrekte Verwendung von Fachbegriffen achten.
- Schnörkellos: Füllwörter und textliche Ornamente etc. vermeiden [Im Zweifelsfall prüfen, ob ohne die fraglichen Bestandteile das Textverständnis oder der Lesefluss wirklich leidet].
- Kernig: Den Kern der Arbeit (die Fragestellung) im Auge behalten und Begleitaspekte nur so detailliert darstellen, wie es im Sinne der Fragestellung hilfreich ist.
Erste fertige Kapitel sollten dem Betreuer rechtzeitig als Leseprobe vorgelegt werden (s. auch Schreibtipps für die Abschlussarbeit).
Abschlusskolloquium. Im Rahmen eines AG-Seminars greift man in einem 15-20 minütigen Powerpoint-Vortrag die Fragestellung und Hypothesen, das Experimentaldesign und die Methoden sowie mögliche Ergebnislagen wieder auf, stellt die Ergebnisse und die gewonnenen Erkenntnisse dar. Im Anschluss wird über die Studie und ihre Hintergründe diskutiert. Das Kolloquium ist offizieller Bestandteil des Abschlussmoduls und muss benotet werden.
Aufräumen. Bei Claudia Mählmann gibt es einen Entlastungsschein. Ohne diesen kann das Gutachten nicht weitergeleitet werden.
Offene Themen für Abschlussarbeiten
Themenfeld biotische Interaktionen: Wirkung von Standortfaktoren auf die Vitalität von Feinwurzeln und Mycorrhiza-Pilzen. Arbeitsbereich: Ökophysiologie und Stress; Betreuer: Reisdorff/Leonova. Eignung: MSc.
Themenfeld Stadtbäume: Auswirkung des Klimas und des Standortes auf den Zuwachs und die Isotopenzusammensetzung der Jahresringe bei einzelnen Species Hamburger Straßenbäumen. Arbeitsbereich: Ökophysiologie und Stress; Betreuer: Reisdorff/Voggenreiter-Sandner. Eignung: BSc/MSc.
Themenfeld Stadtbäume: Reaktionsmuster verschiedener Baumarten und -sorten auf Substrateigenschaften und Wasserverfügbarkeit in Experimentalsystemen. Arbeitsbereich: Ökophysiologie und Stress; Betreuer: Reisdorff/Thomsen. Eignung: BSc/MSc.
How is plant diversity affected by topography and management in salt marshes? - A study on two spatial scales. Arbeitsbereich: Ökologie; Betreuer: Jensen/Nolte. Eignung: BSc/MSc.
Microbial exo-enzyme activity in salt-marsh sediments. Arbeitsbereich: Ökologie; Betreuer: Jensen/Reisdorff/Müller. Eignung: BSc.
Einfluss von Beweidung und Entwässerung auf C-Festlegung in Salzmarschen. Arbeitsbereich: Ökologie; Betreuer: Jensen/Müller. Eignung: BSc.
Degradierung und Renaturierung von Mooren: Veränderung der Desmidiaceaen-Flora im Dosenmoor. Arbeitsbereich: Ökologie; Betreuer: Jensen/von Schwartzenberg. Eignung: BSc/MSc/MScLA.
Quantifizierung von Trockenstressfolgen: Entwicklung eines empirischen Modells der C-Assimilation und Allokation. Arbeitsbereich: Ökophysiologie und Stress; Betreuer: Reisdorff/Jensen. Eignung: MSc.
Perzeption von Wassermangel: Hygroponic-Experimente zur Identifizierung von Trockenheits-Signalen im Wurzelraum. Arbeitsbereich: Ökophysiologie und Stress; Betreuer: Reisdorff/Jensen. Eignung: MSc.
ADH / LDH – zeitliche Aktivierungsmuster und Standardisierung der Enzymextraktion bei verschiedenen Pflanzen-Arten. Arbeitsbereich: Ökophysiologie und Stress; Betreuer: Reisdorff/Jensen. Eignung: BSc.
Schreibtipps
Orientierung zum Aufbau einer schriftlichen Arbeit in der Angewandten Pflanzenökologie
- Einleitung (in der Regel 1 bis max. 3 Seiten). Die Einleitung ähnelt dem Exposee (s. Leitfaden für Abschlussarbeiten), hat aber die innere Form eines Trichters: sie holt den Leser bei einer allgemeinen Betrachtungsebene ab, zieht ihn in den Bann des Themenfeldes, engt dieses immer weiter ein, bis sich im Idealfall der Leser selbst die Frage zu stellen beginnt, die im letzten Teil der Einleitung formuliert ist: die Fragestellung der vorliegenden Arbeit.
- Material und Methoden: Hier wird zunächst das experimentelle Design beschrieben, mit dem man sich der Fragestellung widmete. Dann werden Pflanzenmaterial (Herkunft, Anzuchtbedingungen etc.), Geräte und Methoden etc. so beschrieben, dass man die Experimente nicht nur nachvollziehen sondern möglichst exakt wiederholen kann.
- Ergebnisse: Die Resultate der Experimente und wichtige Beobachtungen werden mithilfe von Text, Tabellen, Grafiken, Fotos, Zeichnungen etc. nachvollziehbar dokumentiert. Der Ergebnisteil ist sehr neutral formuliert und enthält keine Interpretationen sondern vertextlicht den Informationsgewinn, der sich einem beim Anblick der ausgewerteten Daten auch ohne sehr viel Hintergrundwissen erschließt.
- Diskussion: Die Diskussion ist Kernstück der intellektuellen Leistung. Sie greift die Fragestellung aus der Einleitung auf und ordnet den Erkenntnisgewinn aus den Experimenten in das Gewebe der bestehenden wissenschaftlichen Kenntnisse ein. Die Diskussion beginnt zuerst sehr nahe an den Primärdaten (Beispiel: Sind die Daten plausibel? Gibt es vergleichbare Mess-Daten zu derselben Species oder zu anderen Species?). Danach wechseln die Betrachtungsebenen z.B. in Richtung Phänomen (Beispiel: Lässt sich die Ergebnislage zu der Beschreibung eines Phänomens verdichten? Ist bereits ein solches Phänomen beschrieben oder postuliert worden?) und möglicher mechanistischer Zusammenhänge (Beispiel: Welche Mechanismen und Wechselwirkungen könnten das Phänomen bedingen?). In der Diskussion werden die dargestellten Fakten, Theorien, Hypothesen … mit Literaturzitaten belegt. Auch Schemazeichnungen und Modelle können in die Diskussion eingearbeitet sein. Sie mündet am Ende in einer kritischen Einschätzung, inwiefern die vorliegende Arbeit den Erkenntnisstand im Hinblick auf die Fragestellung erweitern konnte und welche Fragen aufbauend auf diese Arbeit weiterverfolgt werden sollten.
Die Diskussion ist ein eigenständiger Text, d.h. sie muss so aufgebaut und formuliert sein, dass man zum Verständnis die vorangegangenen Kapitel nicht (unbedingt) gelesen haben muss. - Quellenverzeichnis
Was noch bei der Verschriftlichung zu beachten ist:
- Tabellentitel und –text stehen über der Tabelle;
Abbildungstitel und –text stehen unter der Abbildung (keine Abbildungsüberschriften). - Aus dem Titel mit erklärendem Text (s. Beispiel) einer Abbildung bzw. einer Tabelle muss der Inhalt der dargestellten Zusammenhänge für den Betrachter erfassbar sein. Beispiel:
Falsch: Abb. 1: Spaltöffnung in Abhängigkeit von der Temperatur. Richtig: Abb. 1: Stomatäre Leitfähigkeit von Blättern der Buche bei unterschiedlichen Lufttemperaturen. Ergebnisse der Leitfähigkeits-Messung mit einem Infrarot-Gasanalysator. Die Temperaturen wurden durch Klimatisierung der Messkammer variiert. Mittelwert und Standartabweichung (N=5). Unterschiedliche Buchstaben bedeuten signifikante Unterschiede bei p < 0,01 (post-hoc Test nach ANOVA). - Bei Säulen-, Verlaufs- und XY-Diagrammen o.ä. das Schwankungsmaß nicht vergessen (Mittelwert +/- Fehlerbalken für Standardabweichungen, Bereiche [Min-Max], Standardfehler oder Konfidenzintervalle).
- Bei Diagrammen auf exakte Achsenbeschriftungen (mit Einheiten in Klammern) achten. Manche Programme geben gerne die abhängige Variable (y-Werte) automatisch als Grafiküberschrift wieder. Wissenschaftliche Grafiken haben keine Überschrift, sondern einen Titel, der unter der Abbildung steht (s.o.); die Achsenbeschriftung (Bezeichnung der x- und y-Werte) gehört an die Achse.
- Bei Tabellen auf korrekte Beschriftung (mit Einheiten in Klammern) der Spalten und Zeilen achten.
- Bei Zahlen nicht mehr Stellen hinter dem Komma angeben, als die Genauigkeit der Messmethode hergibt. (Beispiel: Die am Photometer gemessene Extinktion beträgt 0,347; daraus errechnet sich bei einem Extinktionskoeffizienten von 0,83 L cm‑1 mol‑1 eine Konzentration von 0,4180722891 mol L-1. Das suggeriert höchste wissenschaftliche Genauigkeit; aber nur scheinbar! Bei der Extinktionsmessung ist schon die dritte Dezimalangabe (vierte Ziffer) ungenau (kaum reproduzierbar). Dementsprechend ist eine Angabe der ersten zwei bis drei Ziffern korrekt und sinnvoll, also 0,42 mol L‑1.
- Komplexere Quotienten möglichst nicht als Bruch mit Schrägstrich angeben (a/b*c), sondern in Exponentialschreibweise (a*b-1*c-1).
Richtig zitieren:
Im Text:
„Ölpalmen reagieren empfindlich auf Staunässe (Meier 2008).“ Oder: „Wie Meier (2008) feststellte, reagieren …“
Bei 2 Autoren: „… (Meier & Müller 2009).“ „… wie Meier und Müller (2009) bereits feststellten…“
Bei mehr als 2 Autoren: „… (Meier et al. 2009).“ „… wie Meier et al. (2009) bereits feststellten…“
Quellenverzeichnis am Ende des Dokumentes (keine Quellen in Fußnoten):
Artikel:
Meier P (2008) Herba inventa – a new species. Phytoerratica 22, 108-122.
Meier P, Müller B (2009) Herba inventa – no new species. Phytoerratica 23, 100-111.
Meier P, Lüdenscheid G, Müller B, Walter M (2009) Herba inventa – new interpretation. Phytoerratica 25, 212-13.
Buch:
Taiz L, Zeiger E (2006) Plant Physiology. Fourth Edition. Sinauer Ass. Sunderland.
Artikel in editiertem Buch:
Lüdenscheid G (2012) Do we need a new definition of plant species? In: Walter M & Müller P. Plant Systematics. Springer Verlag, Berlin, 289-310.