Was sind Hormone!?
Dieser Beitrag wurde im Wintersemester 2021/22 als Video produziert. Aus Urheberrechtsgründen "lebt" er als Bildgeschichte weiter!
Abbildungen und Texte: Clara Droege, Bastian Guntelmann, Anne-Wienke Nissen
Transformation in die Bildgeschichte: Janine Peikert im Mai 2023
Der menschliche Körper ist äußerst komplex und faszinierend zugleich. In seiner Gesamtheit, aber auch jede einzelne Komponente für sich. Wie kommunizieren die einzelnen Organe miteinander? Wie tauschen sie Informationen aus? Wer verhindert, dass sie sich in die Quere kommen und sogar Streit entsteht? Was passiert, wenn wir uns verletzten, gestresst sind oder uns plötzlich von einem anderen Menschen angezogen fühlen? Die Antwort lautet ganz einfach Hormone … oder vielleicht doch nicht ganz so einfach.
In unserem Köper gibt es sehr viele davon, aber alle zu nennen und zu erklären würde ewig dauern. Deshalb beschränken wir uns auf folgende fünf: Melatonin, Adrenalin, Östrogen, Testosteron und Oxytozin.

Diese fünf sind, wie auch alle anderen Hormone, chemische Botenstoffe. Diese Botenstoffe übermitteln Informationen zwischen unseren Körperorganen. Informationen sind z. B. Gefühle wie Müdigkeit, Anspannung oder Glücksgefühle. Ebenso haben sie einen direkten Einfluss auf die Auswirkung zur Bildung der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane. Hormone werden in unseren endokrinen, den im Inneren liegenden Drüsen gebildet. Zu den endokrinen Drüsen gehören beispielsweise die Schilddrüse, die Bauchspeicheldrüse, der Hoden oder die Eierstöcke.
Gebildete Hormone werden in unsere Blutbahn abgegeben, um von dort aus auf ihren passenden Rezeptor am Zielorgan zu stoßen. Die Bindung zwischen einem Hormon und dem Rezeptor erfolgt nach einem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Am Zielorgan existiert ein bestimmter Rezeptor für das jeweilige Hormon. Dies bedeutet, dass das Hormon Melatonin nicht an dem Rezeptor für Adrenalin binden kann, da beide Hormone unterschiedliche Oberflächenstrukturen haben.
Nach erfolgreicher Bindung zwischen einem Hormon und seinem Rezeptor, kommt es zur Wirkungsentfaltung. Unsere fünf Hormone lösen nach der Bindung alle eine unterschiedliche Wirkung in unserem Körper aus. Welche einzelnen Wirkungen das sind, stellen wir euch nun nacheinander vor.

Beginnen wir mit Melatonin, dass den Tag/Nacht-Rhythmus bestimmt. Melatonin wird in der Zirbeldrüse gebildet, ein Teil des Zwischenhirns. Es sorgt dafür, dass wir müde werden und ist für die Koordination von Schlaf- und Wachphasen zuständig. Außerdem wirkt Melatonin antioxidativ. Das bedeutet es, fängt freie Radikale ab und wirkt damit deren zerstörenden Prozessen entgegen. Freie Radikale sind aggressive sauerstoffhaltige Moleküle, die Alterungs- und Krankheitsprozesse beschleunigen können. Das Hormon unterstützt somit das Immunsystem und ist aktiv an der Hemmung von Erkrankungen, wie Schlafstörungen, beteiligt. In Experimenten konnte gezeigt werden, dass Melatonin das Wachstum von Nervenzellen sowie deren Überleben fördert. Wie verändert sich nun aber der Melatonin Gehalt im Köper bzw. was löst Veränderungen aus? Relativ simpel erklärt: Fällt Licht auf die Netzhaut unserer Augen, sinkt der Melatonin-Spiegel. Bei Dunkelheit hingegen steigt die Ausschüttung.

Kommen wir nun zum Gegenspieler von Melatonin, dem Stresshormon Adrenalin. Gebildet wird es im Nebennierenmark. Adrenalin ist für eine erhöhte Herzfrequenz verantwortlich. Das Herz wird angeregt schneller und kräftiger zu schlagen. Durch die vermehrten Herzschläge wird auch mehr Blut durch unseren Körper gepumpt. Mehr Blut bedeutet mehr Sauerstoff und Energie für uns. Eine andere Wirkung auf unseren Körper ist die Anspannung der Muskeln. Unsere Muskelkraft und die Ausdauer der Muskeln wird aufrechtgehalten bis zum Maximum. Das Hormon ist somit in der Lage Energiereserven freizusetzen, um diese Muskelanspannung aufrechtzuerhalten. Jeder kennt das Gefühl einer sogenannten Gänsehaut. Die Härchen auf der Haut stellen sich auf, wenn Adrenalin ausgeschüttet wird. Kommt es zur Pupillenerweiterung, werden auch unsere Augenlider weiter geöffnet. Aufgerissene Augen deuten oft auf eine Angespanntheit und eine stressige Situation hin. Es signalisiert „wir sind wach“! Durch einen erhöhten Blutdruck entsteht Blässe, denn die äußeren Blutgefäße verengen sich. Das Blut wird mehr zu unseren zentralen Organen weitergeleitet. Um in stressigen Situationen schnell zu agieren, sorgt Adrenalin für eine rasche Energielieferung, die uns das Überleben in gefährlichen Situationen sichern soll. Das Hormon setzt dafür Zucker vermehrt frei, denn dieser ist ein wichtiger und schneller Energielieferant für unseren Körper. Wird unsere Körpertemperatur zu hoch, schwitzen wir. Adrenalin kurbelt die Schweißproduktion an, um Wärme abzuleiten. Durch das Zusammenspiel dieser verschiedenen Wirkungen, setzt das Hormon Adrenalin in uns eine Kampf/Flucht-Reaktionen frei, den sogenannten Adrenalin-Kick.

Mit dem Hormon Östrogen kommen wir nun zu den Geschlechtshormonen. Das weibliche Geschlechtshormon wird in den Eierstöcken und den Nebennierenrinden gebildet. Es ist sowohl notwendig für die Entwicklung des Geschlechts als auch für die Fortpflanzung. Östrogen ist ein Androgen. Androgene sind Sexualhormone, die Geschlechtsorgane ausbilden. Mit der Pubertät steigt der Östrogen-Gehalt an. Bei Mädchen findet dies im Alter von 10 bis 16 Jahren statt. Jeden Monat steigt zur Zyklusmitte der Gehalt der Hormone LH und FSH an [Erläuterung siehe unten; Anmerkung der Redaktion]. Durch die Ausschüttung dieser beiden, kommt es zur Bildung von Östrogen und Progesteron, ebenfalls ein Sexualhormon. Der Eisprung findet statt, wenn der Östrogenspiegel am höchsten ist. Ein hoher Östrogenspiegel hat ebenfalls zur Folge, dass die sexuelle Lust gesteigert wird. Der Fachbegriff für dafür lautet Libido. In der Schwangerschaft hat Östrogen einen großen Einfluss auf den Köper. Es fördert z. B. die Durchblutung und sorgt für eine rosigere Haut. Es ist ebenfalls für die Freisetzung von Endorphinen im Gehirn verantwortlich. Diese lösen im ganzen Körper Glücksgefühle aus und lindern Schmerzen. Der Köper befindet sich eben im hormonellen Ausnahmezustand. Die Pille enthält neben dem Hormon Gestagen auch künstliches Östrogen. Der Hormonspiegel bleibt durch die Pille konstant und kann neben einer ungewollten Schwangerschaft auch Haarwachstum und Akne verhindern. Innerhalb der Wechseljahre kommt es zu Veränderungen des Östrogenspiegels. Als Folge treten z. B. Hitzewallungen und Schweißausbrüche auf. Männer bilden ebenfalls einen geringen Anteil an Östrogen in den Hoden. Dieser ist wichtig für den Knochenausbau und die Leistungsfähigkeit des Gehirnes.

Die Bildung von Östrogen ist abhängig von zwei Hormonen: LH und FSH. Steigt der Gehalt dieser beiden Hormone an, wird das Geschlechtshormon in seinen Drüsen gebildet. Ein hoher Östrogenspiegel blockiert wiederum die Produktion von LH und FSH in der Hypophyse. Dieses Prinzip der gegenseitigen Aktivierung oder Hemmung wird negative Rückkopplung genannt.
Die negative Rückkopplung taucht nicht nur bei der Östrogenbildung auf. Ein Großteil der Hormone wird durch diese Art der Selbstkontrolle produziert. Sie verhindert eine Hormon-Überproduktion, denn die verschiedenen Hormondrüsen aktivieren oder bremsen sich gegenseitig. Der Hormonhaushalt im Körper bleibt dadurch stabil.

Dies ist Testosteron. Das männliche Geschlechtshormon. Es wird in den Hoden gebildet und bei Frauen größtenteils in den Eierstöcken. Wie auch Östrogen ist Testosteron ein Androgen, ein Sexualhormon. Zu Beginn der frühen Embryonalentwicklung im Bauch wird es erstmalig gebildet und es prägt die männlichen Geschlechtsmerkmale aus. Diese Merkmale sind z. B. die Prostata, die Samengefäße und der Nebenhoden. Beginnend mit der Pubertät steigt der Testosteron-Gehalt im Körper an. Dieser Anstieg bewirkt, dass der Haarwuchs angeregt und die Stimme tiefer wird. Das Wachstum der Muskeln und Knochen wird angekurbelt und das sexuelle Lustempfinden, die Libido. Da Testosteron bei Frauen ebenfalls in kleinen Mengen in den Eierstöcken gebildet wird, beeinflusst das Hormon auch bei Frauen das Muskel/Knochen-Wachstum und die Libido. Wieviel Testosteron jedoch in den Hoden gebildet wird, hängt von einem anderen Hormon ab. Das Hormon LH wird aus der Hypophyse einer Ausstülpung an der Gehirnunterseite freigesetzt. Je mehr LH ausgeschüttet wird, desto mehr Testosteron wird gebildet. Die Bildung ist auch wie die Östrogenbildung ein Beispiel für die negative Rückkopplung.

Abschließen wollen wir mit dem Hormon Oxytozin, dem Kuschelhormon. Oxytozin wird im Hypophysenhinterlappen gebildet. Freigesetzt wird das Hormon im Geburtsprozess, bei den Wehen und beim Stillen des Kindes. Es stärkt die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind oder in einer Partnerschaft. Das Hormon löst Glücksgefühle aus, reduziert Stress, stärkt Empathie und Vertrauen und wirkt entspannend. Der Gehalt an Oxytozin erhöht sich nachweislich beim Kuscheln, daher auch Kuschelhormon genannt.
Mit Oxytozin endet unsere kleine Reise in die Welt der Hormone. Wir hoffen, dass ihr bei der Frage „Was sind Hormone?!“ nicht mehr ein allzu großes Fragezeichen in eurem Kopf habt.
Bekommen habt ihr einen Einblick in die verschiedenen Wirkungen einer Kleingruppe von Hormonen: Melatonin, Adrenalin, Östrogen, Testosteron und Oxytozin. Welches Hormon löst nochmal eine Gänsehaut bei uns aus? Richtig: es ist Adrenalin!
Nun wollen wir uns von Euch verabschieden und sagen ganz einfach „Tschüss“!
Für Anne (siehe Persona - Methodik ab 2022)
Anne ist 16 Jahre alt. Sie möchte gern verstehen, was in ihrem Körper vorgeht und welchen Einfluss das auf ihr Denken und Fühlen hat. Mit ihren Eltern mag sie darüber nicht sprechen, eher schon mit Mitschülerinnen und im Freundeskreis. Sie wünscht sich „Durchblick“, welche Rolle Hormone mit ihren speziellen Funktionen in der Pubertät und darüber hinaus spielen.