Wie geht Ausstellung?
Bereits zum dritten Mal stellten sich Studierende im dreiwöchigen Seminar "Wissenschaft begreifbar präsentieren" der Herausforderung, einen komplexen wissenschaftlichen Sachverhalt auf rund sechs Quadratmetern Wandfläche abzubilden. Das Thema des Jahres 2019 "Mikroalgen". Wie geht das?
Auszüge aus dem Prozessportfolio zeigen, wie es den Ausstellungsmacher:innen auf Zeit damit ergangen ist.
Hinweis zu Urheber:innen
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Das Ziel und die große Unsicherheit
Am Ende der drei Wochen steht der Entwurf für das "Fenster in die Wissenschaft". Doch am Anfang erscheint die Aufgabe unlösbar.
"Das Thema Mikroalgen war uns allen zunächst etwas suspekt.
Mikroalgen sind winzig, wie sollen wir dafür Menschen interessieren?
Wie sollen wird das überhaupt darstellen?"
Von Anderen lernen - Meinungsbildung
Doch die Studierenden sind nicht auf sich allein gestellt. Der Hamburger Algenforscher und Kustos der Mikroalgensammlung MZCH, Dr. Klaus von Schwartzenberg, stellt sich, sein Team und die Sammlung im Seminar vor. Langsam zeichnen sich die Facetten der Mikroalgen für die Studierenden ab. Auch die Beschäftigung mit dem Ergebnis des Kurses aus dem Vorjahr zum Thema "Küstenökologie" hilft, die Aufgabe zunehmend besser zu verstehen. Dazu nutzen die Studierenden die Methode "punktum" und kennzeichneten, welche Elemente in ihren Augen spontan Neugier, Erkenntnisgewinn, Irritation oder Langeweile auslösten.
"Zusätzlich haben wir auch von persönlichen Erfahrungen aus anderen Museen erzählt:
die besten Konzepte sind jene, wo der Besucher nicht nur stumpf Informationenin Schriftform geliefert bekommt,
sondern darüber hinaus optische und haptische Reize in Form von informativen Fotos, Rätseln und Spielen."
Ist der Stein erst einmal ins Rollen gekommen...
... ist er nicht mehr aufzuhalten. Die Ideen sprudeln nur so.
"Nach jedem Arbeitsschritt haben wir uns gegenseitig unsere Ergebnisse präsentiert und uns mit der gesamten Gruppe beraten und abgestimmt. Dies war manchmal nervenzehrend, aber auch lehrreich.
Als erste Priorität galt es, eine Botschaft zu ermitteln, mit der wir uns an den Museumsbesucher wenden. [...] Wir entschieden uns für Folgendes: Mikroalgen haben eine Bedeutung für die Forschung im Hinblick auf den Landgang und die Zukunft, folglich ist die Sammlung wichtig [...].
Die nächste Frage war unsere Zielgruppe. [...] Ziemlich schnell wurde uns klar, dass unsere Botschaft möglichst viele verschiedene Menschen erreichen soll. Sowohl unsere Mitstudenten als auch junge Familienmitglieder sollen für unser Thema begeistert werden, denn jeder stellt sich die Frage wie das Leben auf der Erde begann und welche Chancen noch in der Zukunft auf uns warten. "
Stärken stärken
Jedes Mitglied der Seminargruppe bringt seine Fähigkeiten und Talente in die Arbeit ein. Den Hintergrund dieses Fensters zum Beispiel bildet ein eigens dafür angefertigtes Aquarell.
"Die gesamte Wand soll das Thema bildlich darstellen. [...]
Es soll unseren Leitspruch verdeutlichen und annähernd chronologisch
die Geschichte der Zygnematophyceen [Jochalgen; Anmerkung der Redaktion] zeigen."
"Wir wollen mit unserem Konzept nicht nur Wissen für das Gehirn bereitstellen,
sondern auch für das Auge spannende Reize liefern."
Das geht mit kleinem Budget!?
Mit einfachen Mitteln wie zum Beispiel Gegenständen aus dem Haushalt aber auch Bastel- und Laborbedarf entstehen beeindruckende dreidimensionale Modelle.

Fotos: UHH / Petra Schwarz
Vorhang auf - im Kleinen
Eine Aufgabe der Studierenden besteht alljährlich darin, am letzten Kurstag ihren Entwurf für das Fenster in die Wissenschaft dem gesamten Museumsteam zu präsentieren. Das gilt im Großen sowie im Detail.
"Die Abschlusspräsentation vor Petra, Klaus von Schwartzenberg und seinen Mitarbeitern
sowie dem Museumsteam war für uns sehr aufregend,
da wir alle Herzblut in die Konzeption gesteckt haben und nun erstmals damit konfrontiert wurden,
was "Außenstehende" zu unserer Arbeit sagen würden. [...]
Für uns war es nicht nur wichtig, dass wir eine gute Ausstellung kreieren,
sondern auch, dass wir die Algensammlung der Universität angemessen repräsentieren."

Fotos: UHH / Petra Schwarz
... und für die Kleinen
Jochen, die kleine Jochalge, geht auf die Reise aus der Vergangenheit in die Zukunft.
Die Studierenden stellen nicht nur das Konzept für Inhalt und Design bereit, sondern auch die Anleitungen für die Umsetzung durch das Museumsteam.
Ein Dank zum Schluss
"Beim Verlassen des Museums am späten Nachmittag waren wir [...] erschöpft,
wurden aber auch durch gute Ergebnisse und diesen Sonnenuntergang belohnt."

Foto: UHH / LSH
"Danke Petra!
Sagenhaft im Wegbeschreiben
Tausend Pfade auf hundert Seiten
Ausgewachsene Studenten:
schnell gemachte Querulanten
Petra saß dann lächelnd da(r)
Kekse, Kaffee, wunderbar."
verfasst von Corinna
... und aus der Perspektive der Kursleiterin
Ein Beitrag zum Fenster in die Wissenschaft 2019 ist in der wissenschaftlichen Zeitschrift BIOspektrum (Ausgabe 01.2022) unter dem Titel "Vom Ursprung zur Zukunft - wie Mikroalgen das Land erobern" erschienen.