Mikroalgen in Kultur
Die Mikroalgensammlung der Universität Hamburg (MZCH) befindet sich seit 1962 am Institut für Pflanzenwissenschaften und Mikrobiologie in Klein Flottbek. Es handelt sich um die drittgrößte Lebendsammlung in Deutschland. Sie umfasst über 700 Stämme* mit Isolaten* von verschiedenen globalen Standorten. Weltweit ist sie allerdings die Einzige mit einem Schwerpunkt auf Jochalgen (Zygnematophyceen). Die Sammlung ist insbesondere auf die Kultivierung sogenannter Zieralgen spezialisiert. Die Lebensräume vieler Zieralgen sind nährstoffarme, saure Gewässer wie Moore, deren Bestand weltweit gefährdet ist. 59 der hier kultivierten Arten sind vom Aussterben bedroht. 148 Stämme der Hamburger Sammlung werden nur hier kultiviert.
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Foto: UHH / MZCH
Wie jede andere Sammlung muss auch die Mikroalgensammlung gepflegt werden, um sie zu erhalten. Bei einer Sammlung lebender Organismen kommen einige Besonderheiten hinzu: jede Algenart hat individuelle Bedürfnisse im Hinblick auf Nährmedium, Lichteinfluss und Temperatur. Die Stämme müssen in einem bestimmten Rhythmus in neue Gefäße überführt werden. Die Klimakammern bedürfen regelmäßiger Kontrolle, da kleinste Veränderungen der Bedingungen zum Absterben der Stämme führen können.
Alle Stämme sind in einer Datenbank erfasst, und vielen davon sind Gensequenzen zugeordnet. Aufgrund der Artenzahl und des Datenumfanges sind bei weitem noch nicht alle Daten ausgewertet bzw. nicht alle Arten erforscht. Oft sind bestimmte Stämme nur durch Zufall bei der Untersuchung großer Mengen an Wasserproben entdeckt worden. Stirbt einer dieser seltenen Stämme ab, kann er für die gesamte Algenforschung verloren sein.
Die Sammlung liefert Daten für die GBIF (Global Biodiversity Information Facility). Sie dient als Referenzsammlung der Lehre sowie der Erforschung der Evolution von Mikroalgen. Sie wird als Ressource für die Entwicklung umweltfreundlicher Bioreaktoren genutzt. Aufgrund ihrer weltweiten Herkunft aus verschiedenen Klimazonen sind die Mikroalgen auch für ökophysiologische Untersuchungen zur Erforschung der Anpassungsfähigkeit von Mikroalgen an Extremstandorte und veränderte Klimabedingungen interessant. Ziel weiterer Forschungsarbeiten ist die Etablierung eines DNA-Barcoding-Verfahrens zur schnellen Identifizierung von Algen (weitere Informationen zu diesem Verfahren findest du hier).
Wissenschaftler:innen weltweit, die sich mit einem der Stämme beschäftigen wollen, müssen ihn bei der Universität Hamburg anfordern und bekommen ihn lebend zugesandt.
* Stamm: Abstammungslinie von Bakterien, Pilzen oder Algen, wobei alle Organismen eines Stammes genetisch identisch sind.
* Isolat: Reinkultur
S. Oppermann, A. Schuldt / Bachelor Biologie überarbeitet von Janine Peikert
Besuche die Algensammlung: Microalgae and Zygnematophyceae Collection Hamburg (MZCH)
Kontakt: mzch-sammlung.biologie"AT"uni-hamburg.de
Das Anlegen einer Mikroalgensammlung
Aus Gewässerproben mit verschiedenen Mikroalgen werden im Labor Reinkulturen mit nur einer Algenart gewonnen. Wie eine Alge identifiziert wird, erfährst du hier: Strichcodes in der Pflanzenforschung.