Grüne Eskalation
Pflanzen-WG im Balkonkasten
Janine Peikert, 20.05.2022
Vor einem Jahr wurde ich reich beschenkt: mit einer 16 Quadratmeter großen Dachterrasse. Darauf zurückgeblieben: eine graue Pflanzkiste. Es ist ähnlich wie mit einem leeren weißen Blatt: wo fange ich nur an? Auf einer digitalen Erkundungstour stolpere ich über den NDR 1 – Podcast: Alles Möhre oder was?! Eine wunderbare Hintergrundmelodie, während ich die Bohlen erst von Algen befreie, dann öle. Allerdings haben die Themen häufig einen Garten-Bezug. In einer Folge geht es aber explizit um Balkone, perfekt! Ich werde auf ein Buch aufmerksam gemacht und nach kurzer Recherche ist klar: damit mache ich weiter! In den ersten Wochen beobachte ich Sonne, Wind und Regen und allmählich erkenne ich verschiedene Standorte. „Dein fantastischer Balkongarten“ gibt mir nun Tipps, welche Pflanze sich wo wohlfühlt, wieviel Wasser und Nährstoffe sie benötigt und wann ich endlich (!) mit dem Aussäen und (R)auspflanzen beginnen kann. Schnell komme ich an den Punkt, an dem die Lage eskaliert und ich nicht mehr zu halten bin. Ich entdecke immer mehr „Lücken“, die es zu füllen gilt und schon bald befinde ich mich mit in einer summenden und brummenden Oase.
Das soll in diesem Jahr wieder so sein und ich nutze die dunklen Tage, um Pläne zu schmieden und die hellen Tage, um die ersten Vorbereitungen zu treffen. Ein Wunsch für diese Saison: mehr Kräuter! Als erstes eine Bestandsaufnahme. Lavendel, Rosmarin, Thymian, Goldmelisse, Petersilie, Blutampfer und Minze in Töpfen. Dazu kommen geschenkte Samen von Borretsch, Ringelblume, Rauke und Kapuzinerkresse… Ich korrigiere mich: ich möchte noch mehr Kräuter!!!
Mit den Grundlagen bin ich vertraut, aber dann ist Schluss. Also begebe ich mich wieder auf die Suche und werde fündig bei Andrea Breithubers „Deine fabelhaften Kräuter“ und schon kann es losgehen. Beim Schmökern in meinen Büchern erfahre ich, dass Petersilie gerne neben Ringelblumen und Basilikum wächst. Basilikum wiederum ist ein guter Begleiter von Erdbeeren, ebenso Knoblauch. Bei der weiteren Recherche lerne ich, dass Ringelblumen und Borretsch eine gute Mischkultur sind.
Ich gehe auf die Terrasse und stolpere über die alte Pflanzkiste, perfekt! Aus dem letzten Jahr habe ich noch Petersilie, Erdbeeren und Knoblauch. Borretsch- und Ringelblumensamen sind auch da. Los geht´s! Die Kiste ist schnell bestückt und sofort beginne ich, mich auf die Ernte zu freuen! Da Petersilie im zweiten Jahr schnell zu blühen beginnt und ich eine Basilikumpflanze noch nicht raussetzen kann, besorge ich fix noch Samen und ziehe die „nächste Generation“ auf der Fensterbank an (spürt auch ihr die nahende Eskalation?).
Die Wartezeit verkürze ich mir damit, meine neuen Erkenntnisse in einer Folge der „Pflanzendetektive“ zusammenzufassen.
Quellen
- Dein fantastischer Balkongarten. Löwenzahnverlag, 2020. ISBN 978-3-7066-2675-0
- Breithuber, Andrea. Deine fabelhaften Kräuter. Löwenzahnverlag, 2021. ISBN 978-3-7066-2688-0
- https://utopia.de/ratgeber/borretsch-was-du-ueber-anbau-wirkung-und-verwendung-wissen-musst/ (letzter Zugriff:20.05.2022)