Hamburger Herbarius
Naturselbstdruck aus dem 16. Jahrhundert
Im Archiv der Fachbereichsbibliothek Biologie schlummert ein Schatz: ein etwa 500 Jahre altes Buch, der „Hamburger Herbarius“. Die darin enthaltenen Pflanzen-Abbildungen wirken verblüffend real. Wie ist das möglich? Das Geheimnis steckt in der Technik des Naturselbstdruckes, mit der diese Abbildungen angefertigt wurden. Dabei werden verschiedenste natürliche Materialien direkt als Druckformen eingesetzt. Die Pflanzen für den „Hamburger Herbarius“ wurden mit einem Gemisch aus Ruß und Öl bestrichen und auf Büttenpapier abgedruckt. Abschließend wurden diese Drucke mit wasserlöslichen Farben koloriert. Auch nach fünf Jahrhunderten wirken die Bilder fast dreidimensional und haben nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt.
In der Vergangenheit waren Apotheker verpflichtet, Vergleichsmaterial zur zuverlässigen Bestimmung von Heilpflanzen zu besitzen. Pflanzen in gepresster, und getrockneter Form sind sehr empfindlich. Naturselbstdrucke boten im Alltag der Apotheke eine geeignete Alternative. Möglicherweise war das auch der Verwendungszweck des „Hamburger Herbarius“.
Woher wissen wir das alles, wenn im Buch selbst diese Informationen nicht nachzulesen sind? Die Art des Einbandes, die Papiersorte, die Schrift, die Zusammensetzung der verwendeten Farben und die Schreibweise der Pflanzennamen gaben jeweils Hinweise auf Zeit, Ort und Art der Entstehung. Im Vergleich mit anderen Botanischen Werken der Zeitepoche entstand Schritt für Schritt eine Biografie des Hamburger Herbarius*.
Aus den über 100 Pflanzenabbildungen haben wir acht ausgewählt, die Teil der Ausstellung waren.
Und noch etwas: das Besondere an dieser Technik ist auch, dass sie leicht zu erlernen ist. Wer es selber ausprobieren möchte, findet hier unsere Anleitung zum Download.
* LORCH, H. (1980): Ein Hamburger Herbarius des 16. Jahrhunderts und seine Stellung in der Geschichte des Naturselbstdruckes. Dissertation; Hamburg; 241 S.