Schutzvisiere aus dem 3D-Drucker
21. April 2020, von Website Team Biologie

Foto: UHH/Thomsen
Als Reaktion auf den akuten Mangel an Schutzkleidung in der gegenwärtigen Pandemiesituation entwickeln viele Menschen im Land Lösungen, um das medizinische Personal zu unterstützen. So kam es, dass bundesweit schützende Gesichtsschutz-Visiere - privat und in Werkstätten - am 3D-Drucker hergestellt werden.
Auch die wissenschaftlichen Werkstätten im Institut für Pflanzenwissenschaften und Mikrobiologie im Fachbereich Biologie haben bereits 30 Visiere mit dem 3D-Drucker des Instituts produziert. Den Stein ins Rollen brachte Mónica Salazar, Technische Assistentin aus dem Fachbereich Biologie. Sie las einen Artikel wie in Italien mithilfe von Adaptern, die mittels 3D-Druck hergestellt wurden, einfache Tauchermasken in Beatmungsmasken für COVID19-Erkrankte umgebaut wurden und sendete diesen an Dr. Simon Thomsen. Von der Idee überzeugt, nahm er Kontakt mit zwei Hamburger Kliniken auf, um den Bedarf zu klären. Das Angebot wurde zunächst dankend abgelehnt, da Masken dieser Art nicht benötigt würden. Die Stationsleitung der Interdisziplinären Intensivstation des Asklepios Klinikums Harburg fragte schließlich doch an und orderte für ihr Team 30 Visiere. Sie berichtete außerdem über einen Mitarbeiter einer Klinik in Karlsburg, der für seine Kolleg*innen Visiere produziert hatte.
Dr. Thomsen fand nach einer Recherche heraus, dass der 3D-Drucker-Hersteller „Prusa“ auf seiner Homepage entsprechende Dateien und Anleitungen zur Herstellung dieser Visiere anbot, um die sich innerhalb weniger Wochen eine große Community gebildet hatte. Das Open Source Design der Visiere wird aus leicht zugänglichen und kostengünstigen Materialien erstellt. Das benötigte Folienmaterial sammelte das Team um Thomsen im Institut zusammen, diese wurden aus Beständen einer länger zurückliegenden Zeit aus den Schränken gezogen.
Inzwischen hat sich eine große Gemeinschaft in Deutschland zur Herstellung dieser Visiere gebildet. Maker Vs. Virus bringen auf ihrer Plattform Menschen zusammen, die Kapazitäten haben, sich an der Herstellung der Masken zu beteiligen (z.B. 3D-Drucker, Lasercutter), und jene Menschen und Institutionen, die Bedarf haben. Die sogenannten Maker*innen verteilen die Visiere kostenlos oder zum Selbstkostenpreis. Thomsen ist mit den Verantwortlichen des Hubs für Hamburg im Kontakt und bekam noch weiteres Produktionsmaterial angeboten. Aus dem privaten Umfeld von Dr. Simon Thomsen gab es tatsächlich auch schon Nachfragen, daher werden im Anschluss noch ein paar Visiere für eine Hebammenpraxis, einen Friseursalon und einen Plattenladen gefertigt. Alles, was über diesen Bedarf hinaus produziert wird, verteilt der Hamburger Hub der MakerVsVirus Community.